12. Juli 2023

Kreistag: Eins-zu-Eins-Ausstattung an den weiterführenden Schule

Verehrter Herr Vorsitzender,

liebe Kolleginnen und Kollegen,

“Wer nicht weiß, wo er hin will, darf sich nicht wundern, wenn er woanders ankommt.” 

Woanders ist bei der Schuldigitalisierung da, wo wir gerade sind. Wir haben WLAN-Infrastruktur an allen Schulen, aber fürs “WLAN für alle” fehlen Router und Switches genauso wie Personal. Wir haben Präsentationstechnik und Leih-iPads, aber kein kohärentes Konzept, wie diese eingesetzt werden sollen. Wir haben sogar einige Lern-Apps lizenziert, aber die Schulbücher müssen trotzdem mitgeschleppt werden. 

Was bisher fehlte, ist eine klare Zielrichtung: Wohin wollen wir denn? Bleibt es bei einigen schuleigenen Leihgeräten? Ermöglichen wir zusätzlich “Bring Your Own Device” oder statten wir jede Schülerin und jeden Schüler mit einem Endgerät aus – die sogenannte Eins-zu-Eins-Ausstattung?

Seit Herbst letzten Jahres diskutieren wir diese Fragen in einem Sonderausschuss für Schuldigitalisierung. Dem Ausschuss wohnen auch Sachkundige bei – aus der Lehrerschaft, der Elternschaft und der Schülerschaft.  

In diesem Gremium haben wir uns am 13. Juni monatelangen Beratungen erstmals auf eine Zielrichtung festgelegt. Es soll zur Eins-zu-Eins-Ausstattung gehen. Auf dem Weg zu diesem ambitionierten Ziel soll uns pragmatisch “Bring Your Own Device” bzw. unser “WLAN für alle” als Überbrückung dienen. 

Es wurden schon im Ausschuss zwei Wege zum Ziel kontrovers diskutiert:

  • die Pilotierung an einigen Schulen mit allen Jahrgängen
  • die jahrgangsweise Ausstattung aller weiterführender Schulen

Mit einem gemeinsamen Antrag haben wir uns dann – zunächst mit SPD und FDP zusammen – ganz klar für den Weg der jahrgangsweisen Ausstattung ausgesprochen. Die CDU-Fraktion hat sich in ähnlicher Weise für die Pilotierung stark gemacht. Genau deswegen möchte ich auch nochmal die drei Gründe anführen, wieso ich glaube, dass das die falsche Variante ist:

  1. Alle weiterführenden Schulen können sich in zwei oder drei Jahrgängen an die neue technische Ausstattung gewöhnen und sich pädagogisch-inhaltlich vorbereiten. Besonders digital-affine Lehrkräfte können diese Klassen besonders voranbringen und gleichzeitig können über den Dialog im Kollegium langfristig alle vorbereitet werden. Wir pilotieren damit quasi an allen Schulen unter den dortigen Bedingungen, wie mal eine Schule vollausgestattet mit Endgeräten sein wird.
  2. Es werden keine Ungerechtigkeiten zwischen den Schulen geschaffen. Gerade auch vor dem Hintergrund der Schulwahlen. Mit unserem Weg sind  an jeder Schule die Bedingungen gleich: Du gehst in die Klasse 5 bis 7 – du bekommst ein iPad. Gerade weil die Geräte im Miet-Kauf-Modell ins Eigentum der Familien übergehen, ist nicht zu verantworten, dass wir je nach Schulwahl bzw. Wohnort einen Teil der Kreisbevölkerung “durchdigitalisieren” und einen anderen Teil damit “abhängen”.
  3. Die Kosten werden haushälterisch berechenbarer, da sie langfristig gleichmäßig bleiben. Statten wir die Schulen wellenartig mit Geräten aus, kommen in gleichen Wellen nach drei bis vier Jahren die Austauschgeräte auf uns zu. Das haushälterisch vorherzusehen, ist komplexer und weniger gut steuerbar.

All diese Argumente sehen im Übrigen auch der Kreisschülerrat, der eine Stellungnahme dazu veröffentlicht hat. Und auch die Lehrerschaft hat sich im Sonderausschuss in Anhörungen sehr klar für diesen Weg ausgesprochen.

Soweit zum Weg, aber lassen Sie uns zum Ziel zurückkehren, um das es heute geht …

Nun haben wir uns in der vergangenen Woche nach gemeinsamen Verhandlungen darauf verständigt, dass uns die Uneinigkeit beim Weg nicht von der Einigkeit beim Ziel ablenken darf. 

Deswegen haben wir jetzt einen gemeinsamen Antrag, der die Zielrichtung klar vorgibt, eingebracht. Der Antrag enthält zudem Prüfvorgaben, um uns zur September-Sitzung mit weiteren Informationen zu versorgen. Und auf deren Grundlage soll dann am 12. September die Entscheidung für einen der beiden Wege getroffen werden.

Hand aufs Herz – Ich bin froh, dass wir dank der fachpolitischen Arbeit im Ausschuss und ganz viel Überzeugungsarbeit innerhalb der Fraktionen diese Debatte führen. Wir machen gerade vor, wie pragmatische und sachorientierte Schulpolitik aussehen kann. 

Wir stecken uns heute ein ambitioniertes Ziel. Das muss uns klar sein. Aber – liebe Kolleginnen und Kollegen – für unambitionierte Ziele ist in den Schulen schon längst keine Zeit mehr. 

Lassen Sie uns das heute gemeinsam beschließen und dann werbe ich für den Dialog bis zum 12. September, damit wir den besten, sichersten und elegantesten Weg für alle Schulen bei der Eins-zu-Eins-Ausstattung finden.

Und dann muss sich niemand mehr wundern, wo er gelandet ist.