Bewerbungsrede für die Landesliste der Hessischen GRÜNEN
Liebe Freundinnen und Freunde,
es war verdammt kalt an diesem Morgen im September. Und das lag nur bedingt daran, dass ich mich mit meiner Übergangsjacke vertan hatte. In der Nacht vom 19. auf den 20. September 2019 übernachtete ich mit 25 Mitstreiter*innen vor dem Hessischen Kultusministerium in Wiesbaden. Wir forderten, dass Klimaschutz stärker in den Schulen thematisiert wird.
Ich war Mitgründer und Pressesprecher der Wiesbadener Gruppe von Fridays for Future, durchgefroren und nervös. Was würde um 10 Uhr passieren? Wie viele würden zu unserem ersten globalen Streik kommen? Angemeldet hatte ich 800.
Um halb zehn waren es 500. Fünfzehn Minuten später schon 2000, die sich auf dem Luisenplatz und den umliegenden Straßen verteilten. Um 10 Uhr waren es 4000 Menschen.
Ich war überwältigt. Und gleichzeitig wurde mir klar, was ich – was wir – erreicht hatten!
Doch ich begriff auch: Durch Fordern allein entsteht kein Wandel. Wandel muss gestaltet werden. Von Menschen, die Verantwortung übernehmen. 2019 habe ich mich entschieden: Das möchte ich machen!
Seit 2020 trage ich diese Verantwortung in meinem Kreisverband Rheingau-Taunus und durfte in dieser Zeit zwei Wahlkämpfe – darunter für Anna Lührmann – gestalten. Und der dritte für Sigrid Hansen als Landrätin geht gerade in den Endspurt.
Und seit der Kommunalwahl 2021 darf ich die Schulpolitik im Rheingau-Taunus-Kreis mitgestalten. In dieser Zeit konnten wir unser offenes Parlament als Chance nutzen, um fraktionsübergreifende Bündnisse aufzubauen.
Gegen massive Widerstände aus der Verwaltung konnten wir eine Mehrheit für ein offenes “WLAN für alle” organisieren. Wochenlang sprach ich mit allen Akteur*innen – dem Kreisschülerrat, dem Kreiselternrat, Schulleitungen und den Kolleg*innen aus den anderen Fraktionen. Das Resultat war ein Antrag, der alle demokratischen Fraktionen zusammenbrachte und einen jahrelangen Streitpunkt ausräumte.
Dieser Erfolg steht für etwas Größeres: Wir alle wollen gute Bildung – ob als Kind, als Elternteil, als Arbeitnehmer*in oder Arbeitgeber*in. Und wenn wir es schaffen, alle hinter diesem Ziel zu vereinen, sind wir stärker darin, gute Bildung Wirklichkeit werden zu lassen.
Als Teil unserer nächsten Landtagsfraktion möchte ich genau da ansetzen. Ich möchte für eine ganzheitliche und sozial gerechte Bildungspolitik in Hessen kämpfen. Im Mittelpunkt steht für mich das lebenslange Lernen.
Lasst mich drei Dinge nennen, die ich erreichen möchte:
Erstens: Die schulischen Lehrpläne müssen modernisiert werden. Wir können nicht einerseits die Kompetenzorientierung bei jeder Gelegenheit „hochhalten“ und auf der anderen Seite immer mehr „Stoff“ von den Schüler*innen fordern. Dabei müssen wir alle Schulformen berücksichtigen.
Zweitens: Die berufliche und die Erwachsenenbildung müssen gestärkt werden, um im nationalen und internationalen Wettbewerb konkurrenzfähig zu bleiben. Fort- und Weiterbildung erlauben uns, mit dem Wandel der Arbeitswelt Schritt zu halten. Beispielsweise gelingt uns die Energiewende auch nur mit den Fachkräften, die sie umsetzen.
Drittens: Die Berufsausbildung in Hessen muss exzellent sein – ob in der Berufsschule, Hochschule oder Universität. Exzellenz heißt für mich auch, dass ihr Erfolg nicht vom Elternhaus und dem sozialen Umfeld abhängig ist. Die einzige Hürde zum Bildungserfolg sollte Neugier sein.
Bildungspolitik ist die Schnittstelle in fast jedes andere Politikfeld.
Eine gelungene Bildungspolitik ermöglicht Digitalisierung, macht Kultur erfahrbar und stärkt unsere Demokratie. Und um die Menschen beim Klimaschutz mitzunehmen, müssen wir aufklären und sensibilisieren – Bildung eben.
Mit Kai hat der Rheingau-Taunus-Kreis seit 2009 eine starke GRÜNE Stimme im Hessischen Landtag! An deine Arbeit für unseren Kreis und für Hessen möchte ich anknüpfen.
Liebe Freundinnen und Freunde,
durch Fordern allein entsteht kein Wandel. Ich möchte diesen Wandel jetzt gestalten.
GRÜN wirkt. GRÜN wird weiter wirken. Und ich möchte gerne mitwirken!